Vorzeitige Wehen
Vorzeitige Wehen unterscheiden sich in ihrer Art von normalen, in der Schwangerschaft regelhaft auftretenden Wehen. Als vorzeitige Wehen bezeichnet man Wehen, die vor der 37. Schwangerschaftswoche auftreten und eine Frühgeburt auslösen können. Was zeichnet vorzeitige Wehen aus? Wenn die Wehen mehr als drei Mal pro Stunde auftreten, schmerzhaft und regelmäßig sind, kann es sich um vorzeitige Wehen handeln. Zudem spielt die Dauer der Wehe eine große Rolle bei der Einschätzung, ob es sich um eine natürliche oder eine gefährliche Wehe handelt: Eine Übungswehe sollte nicht länger als eine halbe Minute dauern und dann vergehen.
Dein Frauenarzt sollte bereits beim Verdacht auf vorzeitige Wehen die Länge des Gebärmutterhalses (Zervixlänge) mittels Ultraschall messen. Die Länge des Gebärmutterhalses sollte bei Verkürzt sich diese durch die Wehen handelt es sich um tatsächliche Frühwehen. Zudem können die vorzeitigen Wehen den inneren und später äußeren Muttermund weiten. Dann spricht man von einem so genannten Trichter. Dieser ist relativ instabil. Ein Trichter kann gerade bei Anstrengungen wie Heben von Gegenständen, größeren Kindern, schwerer Arbeit, Hausarbeit oder im schlimmsten Fall bereits durch die Belastung des eigenen Körpergewichts der Schwangeren zu einem Geburtsbeginn führen. Aus diesem Grund gilt als wichtigster Behandlungsansatz bei vorzeitigen Wehen mit Verkürzung des Gebärmutterhalses und Öffnung des Muttermunds die Bettruhe und absolute Schonung.
Die Zahl der Frühgeburten (Geburten vor der 37. Schwangerschaftswoche) liegt in Deutschland seit Jahren stabil bei rund 9 Prozent. Die Anzahl der Frauen, die unter vorzeitigen Wehen leiden, nimmt jedoch stetig zu. Da sich heutzutage die medizinische Versorgung von Frühchen jedoch derart positiv entwickelt hat, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe eine medikamentöse Wehenhemmung nur noch bis zur vollendeten 34. Schwangerschaftswoche. Denn die Wehenhemmer erzielen im Schnitt bei einer tatsächlich einsetzender Frühgeburt nur einen Bonus von 2 bis 7 Tagen Schwangerschaftsdauer. Diese Zeitspanne reicht jedoch meist aus, mithilfe von Medikamenten, die Lungen des Babys reifen zu lassen, damit es nach der Geburt besser und eventuell sogar gänzlich selbstständig atmen kann. Führen die Wehen nach der 34. Woche zur Geburt, stehen die Chancen für dein Baby sogar so gut, dass keine Medikamente zur Wehenhemmung mehr eingesetzt werden. Denn diese haben schwerwiegende Nebenwirkungen wie Blutdruckkrisen oder Beschleunigung der Herzfrequenz bei der Schwangeren.
Wie unterscheide ich vorzeitige Wehen von natürlichen Wehen? Was kann man dagegen tun?
Auch heute noch gibt es ohne klinischen Nachweis mittels CTG oder Ultraschall keine absolut verlässlichen Hinweise. Wichtig ist, dass du deinem Bauchgefühl folgst. Wenn dich dieses warnt, suche möglichst rasch einen Arzt oder eine Klinik auf! Hier folgen einige Punkte, die für gefährliche, vorzeitige Wehen sprechen:
Vor der 24. Schwangerschaftswoche:
- Vor der 24. Schwangerschaftswoche sollten normalerweise gar keine Wehen auftreten.
- Hinweise auf vorzeitige Wehen in der frühen Schwangerschaft können menstruationsartige Krämpfe sein.
- Ein starkes Ziehen im Unterleib.
- Ein starker Druck nach unten.
- Ein CTG kann vor der 28. Schwangerschaftswoche kaum eine Aussage zur Wehentätigkeit liefern.
- Mögliche Behandlung:
- Hochdosiertes Magnesium entspannt die Muskulatur der Gebärmutter (Uterus).
- Bettruhe und körperliche Schonung. Eventuell Klinikaufenthalt.
Nach der 24. Schwangerschaftswoche bis 34. Schwangerschaftswoche:
- (Brett-)Harter Bauch
- schmerzhafte Wehen
- regelmäßige Wehen
- mehr als 3 Wehen/Stunde
- eine Wehe dauert länger als 30 Sekunden
- Mögliche Behandlung:
- Hochdosiertes Magnesium entspannt die Muskulatur der Gebärmutter (Uterus).
- Bettruhe und körperliche Schonung. Eventuell Klinikaufenthalt.
- Medikamente, so genannte Tokolytika, hemmen die Wehen bei einsetzender Frühgeburt.
- Kortisonspritzen lassen die Lungen des Babys reifen. Diese werden 2 Mal in 24 Stunden gespritzt.
Hilft Bettruhe und Schonen tatsächlich bei vorzeitigen Wehen?
Diese Frage wird in der Wissenschaft zur Zeit sehr stark diskutiert. Das Deutsche Ärzteblatt berichtet in einem Review, sprich einer Übersicht, über die aktuellen Studien:
Aufgrund klinischer Erfahrung ist eine Verringerung der körperlichen Aktivität bei erhöhtem Risiko für vorzeitige Wehentätigkeit oder bei eingetretener vorzeitiger Wehentätigkeit sinnvoll. Es gibt aber keine Hinweise dafür, dass diese auch die Frühgeburtenrate verringert.
Fakt ist, dass eine Bettruhe nicht nur Segen ist, sondern auch überaus belastend für die Schwangere ist.
MamiWiki Tipp: Eine Arbeitsgruppe der Universität Basel, Schweiz, arbeitet seit Jahren am Online-Programm TOPAS für Frauen, die unter vorzeitigen Wehen und der damit verbundenen starken Anspannung leiden. Jede Frau mit vorzeitigen Wehen kann an dem sehr guten Projekt kostenfrei nach einfacher Anmeldung teilnehmen!
Fachquelle: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Vorzeitige Wehen
Dieser Beitrag ersetzt weder einen Arztbesuch, noch stellt er eine Behandlungsempfehlung dar. Er dient lediglich der Information.
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