Blasensprung
Der Blasensprung bezeichnet das Reißen der Fruchtblase. Er kann zu verschiedenen Zeiten auftreten. Normalerweise springt die Fruchtblase am Ende der Eröffnungsperiode, wenn der Muttermund vollständig erweitert ist. Je früher die Fruchtblase in der Schwangerschaft reißt, desto weniger Möglichkeiten haben die Ärzte, dir und deinem Baby zu helfen. Die kritische Grenze ist oftmals noch die 24. Schwangerschaftswoche beziehungsweise ein Gewicht von mindestens 500 Gramm.
Ist die Fruchtblase gerissen, verlierst du meist im Schwall ungefähr 0,8 – 1,5 Liter Fruchtwasser. Im Gegensatz zum Urinstrahl kannst du den Verlust des Fruchtwassers nicht willentlich unterbrechen.
Wichtig!
Reißt deine Fruchtblase vor der 34. Schwangerschaftswoche, dann rufe sofort einen Krankenwagen! Deinem Baby drohen sonst schwere Komplikationen! Du solltest schnellstmöglich liegend, am besten mit angehobenem Becken in das nächstgelegene Frühchenzentrum gebracht werden. Bis der Krankenwagen kommt, lege dich möglichst hin und stapele Kissen unter deinem Becken, damit dieses hoch liegt.
Vorzeitiger Blasensprung:
In knapp 15 Prozent aller Schwangerschaften kommt es zu einem vorzeitigen Blasensprung. Dies bedeutet, dass die Fruchtblase vor der Eröffnungsphase reißt. Nur in 2 – 5 Prozent reißt die Fruchtblase vor der 37. Schwangerschaftswoche.
Was sind die Gründe für einen vorzeitigen Blasensprung?
- Mehrlingsschwangerschaften und nicht normale Geburtslagen können einen Blasensprung begünstigen.
- Häufig ist die Zervix (Gebärmutterhals) insuffizient, d.h. er hält der Belastung der Schwangerschaft nicht stand.
- Du hast vorzeitige Wehen.
- Eine Infektion kann der Grund für einen vorzeitigen Blasensprung sein.
Was muss ich bei einem vorzeitigen Blasensprung beachten?
- Vor der 20. Schwangerschaftswoche:
- Leider hat dein Baby auch heute und mit maximaler medizinischer Hilfe kaum Chancen diese schwere Komplikation zu überleben.
- Ist es nur ein Riss, besteht die geringe Möglichkeit bei absoluter Bettruhe, dass dieser sich wieder verschließt.
- Zwischen der 20. und 24. Schwangerschaftswoche:
- Selbst mit maximaler und bester Versorgung stehen die Chancen schlecht.
- Je länger die Schwangerschaft besteht, je größer, schwerer und kräftiger dein Baby ist, desto besser stehen die Chancen.
- Ist es nur ein Riss, besteht die geringe Möglichkeit bei absoluter Bettruhe, dass dieser sich wieder verschließt.
- Nach der 24. Schwangerschaftswoche:
- Sollte nicht eine Infektion der Grund des Blasensprungs sein, wird heutzutage abgewartet. Selbstverständlich in einem auf Frühchen besser noch Ultrafrühchen spezialisierten Geburtszentrum.
- Hast du Wehen, werden diese durch ein Medikament gehemmt. Dies nennt sich Tokolyse.
- Handelt es sich um eine Infektion erhältst du Antibiotika.
- Du erhältst Spritzen, die die Lungen deines Babys reifen lassen. Sollte es jetzt auf die Welt kommen, hat es damit bessere Chancen schneller selbstständig zu atmen.
- Deine Schwangerschaft wird medizinisch so lange wie möglich erhalten, damit dein Baby weiter wachsen kann. Dies bedeutet, du bleibst in der Klinik und musst liegen.
- Wenn durch den Blasensprung die Geburt nicht mehr aufzuhalten ist oder sich die Eihäute entzündet haben, holt man dein Baby per Kaiserschnitt auf die Welt.
- Ab der 34. Schwangerschaftswoche:
- Nach dem Blasensprung wartet man 12 bis 24 Stunden ab. Dies ist von Geburtszentrum zu Geburtszentrum unterschiedlich.
- Setzen innerhalb von 24 Stunden keine Wehen ein, wird die Geburt eingeleitet.
Frühzeitiger Blasensprung:
Ein frühzeitiger Blasensprung ist ein Reißen der Fruchtblase bevor der Muttermund vollständig geöffnet ist.
Ich habe nur wenig Fruchtwasser verloren? War das ein Blasensprung?
In manchen Fällen, vor allem, wenn die Fruchtblase an ihrem oberen Rand einreißt, kann auch nur eine geringe Menge Fruchtwasser austreten. Rutscht dann das Baby mit dem Kopf tiefer ins Becken, stöpselt es quasi den Ausgang zu, ähnlich wie ein Stöpsel in der Badewanne. Da der Kopf jedoch nicht hundertprozentig fest sitzt, wirst du in diesem Fall immer wieder geringe Mengen Fruchtwasser verlieren. Wenn du die Arme weit über den Kopf reckst und dich reckst, die Lage veränderst oder ein wenig an deinem Bauch rüttelst, verschiebt sich der Kopf im Becken und Fruchtwasser tritt erneut aus.
Wie unterscheide ich Fruchtwasser von Urin und Schleim?
- Solltest du auf einmal große Mengen Wasser verlieren, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass es sich um Fruchtwasser handelt. Die Harnblase fasst bei maximaler (!) Füllung rund einen halben Liter Urin, die Fruchtblase hingegen 1 – 1,5 Liter.
- Fruchtwasser ist in der Regel klar, kann aber in Ausnahmefällen auch grünlich erscheinen.
- Fruchtwasser riecht süßlich. Urin dagegen riecht typisch scharf.
Wie kann ich testen, ob es ein Blasensprung war?
Du kannst deine Hebamme in den letzten Wochen vor der Entbindung um ein Stück Lackmus-Papier bitte. Diese Art Filterpapier verändert seine Farbe, je nachdem mit welcher Flüssigkeit es in Kontakt kommt. Ausschlaggebend ist dabei der pH-Gehalt, sprich der Gehalt an Säure in der Flüssigkeit. Das Papier wird direkt auf eine Vorlage gelegt und fängt die Flüssigkeit auf, die aus deiner Vagina läuft.
Auswertung:
- Färbt sich das Papier blau, handelt es sich um basisches Fruchtwasser.
- Färbt sich das Papier rot, ist es kein Fruchtwasser, sondern eher saurer Vaginalschleim oder Urin.
Ich glaube, ich hatte einen Blasensprung, doch jetzt tut sich nichts mehr!
In diesem Fall kann es sich um den oben beschriebenen hohen Riss handeln. Nimm Kontakt zu deiner Hebamme, Geburts- oder Entbindungsklinik auf. Dort kann man noch einmal einen speziellen Test auf Fruchtwasser durchführen, der selbst geringste Mengen nachweisen kann.
Nach einem Blasensprung sollte ein Kind innerhalb von 24 Stunden geboren werden. Ansonsten steigt aufgrund des Lecks in der Fruchtblase die Infektionsgefahr. Das bedeutet erst mal lediglich, dass du Antibiotika bekommst, um eine Infektion des Babys zu verhindern und man versucht, die Geburt in Gang zu setzen. Es bedeutet nicht, dass jetzt sofort ein Kaiserschnitt erfolgt.
Medizinische Fachquelle: Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie, Blasensprung
Dieser Beitrag ersetzt weder einen Arztbesuch, noch stellt er eine Behandlungsempfehlung dar. Er dient lediglich der Information.