Geburtseinleitung
Eine Geburtseinleitung kann aus medizinischen Gründen notwendig sein, um eine Schwangerschaft rasch zu beenden. Sei es, weil es der Mutter gesundheitlich nicht gut geht oder weil das ungeborene Baby nicht ausreichend in der Gebärmutter versorgt oder erkrankt ist. Überträgst du deine Schwangerschaft über den Entbindungstermin hinaus, wird in der Regel erst ein paar Tage abgewartet und dann ebenfalls die Geburt mithilfe von Medikamenten eingeleitet.
Wie wird eine Geburt eingeleitet?
Es gibt mehrere Möglichkeiten eine Geburt einzuleiten. Heutzutage werden meist als erstes Medikamente eingesetzt, um eigene Wehen und damit den Geburtsbeginn anzuregen. Eine Einleitung wird grundsätzlich im Krankenhaus begonnen. Denn nur dort können Hebammen und Ärzte jederzeit sicherstellen, dass es dir und deinem Baby gut geht. Sobald du zusammen mit den Ärzten beschließt, dass die Geburt eingeleitet werden soll, bleibst du im Krankenhaus: und zwar so lange, bis du dein Baby in den Armen hälst. In diesem Fall wird sehr viel häufiger als zuhause ein CTG geschrieben, dass deine Wehen, den Herzschlag deines Babys und die Kindsbewegungen aufzeichnet.
„Von einer ambulanten Geburtseinleitung mit Prostaglandinen bei medizinischer Indikation rät das Expertengremium ab, da der Wirkungseintritt der Prostaglandine nicht vorhersehbar ist und dann entsprechende Überwachungsmaßnahmen nicht zeitgerecht zur Verfügung stehen.“ Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie
Früher waren mechanische Methoden, wie beispielsweise das Sprengen der Fruchtbalse gebräuchlich. Dies rückt allerdings immer mehr in den Hintergrund. MamiWiki erklärt dir hier die zur Zeit gängigsten Wege, eine Geburt mit Medikamenten einzuleiten.
Eine Einleitung hat jedoch nicht nur den offensichtlichen Vorteil, dass dein Baby schneller auf die Welt kommt. Die gefürchtetste Nebenwirkungen der medikamentösen Methoden ist der so genannte Wehensturm, eine Überstimulation der Gebärmutter. Aber was ist ein Wehensturm? Du kannst dich vereinfacht mit einem ruhigen Teich vergleichen. Das Medikament entspricht einem Stein, den du hinein wirst. Das erzeugt Wellen, also Wehen. Leider ist es auch heute sehr schwierig vorzusehen, wie groß dein individueller Stein, die Wirkung des Medikaments also ist. Bei mancher Frau ist es ein ziemlich Brocken und die Wellen sind sehr hoch und sehr stark. Übertragen gesehen: Auch beim Wehensturm sind die Wehen zu stark und zu schnell für deinen Körper. Er hat nicht genug Zeit, sich auf diese Intensität einzustellen. Doch selbst wenn ein Wehensturm Auftritt, können die Ärzte dir oft ein Gegenmittel geben, dass deine Wehen wieder verringert. Im schlimmsten Fall kommt es jedoch zu Verletzungen, wenn der Muttermund noch nicht bereit ist oder ein Kaiserschnitt wird notwendig.
Heutzutage geht man davon aus, dass das Baby das Signal an dich gibt, dass es geboren werden will. Wie genau das vonstatten geht, ist noch nicht geklärt. Mit einer Einleitung überrumpelst du also vielleicht dein Kind. Es fühlt sich überfordert und der kleine Organismus reagiert wie du auf den Stress mit einem gesteigerten Herzschlag und lässt eventuell Stuhl ab. Der Stress, den die Einleitung auf dein Baby ausübt, kann mithilfe des CTG gemessen werden. Manches Baby lässt die Einleitung jedoch erstaunlich kalt. Genau wie die Wirkung der Methoden bei dir, ist auch die Wirkung bei deinem Baby sehr unterschiedlich.
Ein Tropf mit Oxytocin
Hast du selbst vielleicht schon Wehen, aber diese sind nicht kräftig genug? In diesem Fall verwenden Ärzte gerne einen Tropf (Infusion) mit Oxytocin, einem wehenstärkenden Hormon. Der Tropf verstärkt deine natürlichen Wehen sowohl in ihrer Frequenz, als auch in ihrer Stärke. Je schneller der Tropf läuft, desto schneller und stärker werden die Wehen. Der große Vorteil am Tropf ist, dass die Stärke individuell dosiert werden kann. Der empfundene Nachteil, dass die Wehen künstlichen Charakter haben. Es sind Wehen wie am Fließband. Sie kommen nicht in dem Abstand und der Stärke, die du dir vielleicht wünscht.
Das Prostaglandin Zäpfchen, Creme oder Gel
Prostaglandine sind körpereigene Hormone, die bei Stress ausgeschüttet werden. Jede Schwangere kennt das Phänomen, dass Stress Wehen auslöst oder verstärkt. Diesen Effekt machen sich die Prostaglandin Zäpfchen, Cremes oder Gele zu Nutze: sie machen den Muttermund und den Gebärmutterhals weich und regen Wehen an. Der Frauenarzt führt sie als Zäpfchen, das Gel oder die Creme vaginal und in der Regel schmerzfrei ein. Anschließend tritt die Wirkung nach etwa einer halben bis einer Stunde ein. Die Resultate werden mithilfe des CTG beurteilt. Im besten Falle reagiert dein Körper mit eigenen Wehen und die Geburt kommt in Gang. Die Anwendung kann nach 6 Stunden wiederholt werden; es sollten insgesamt nicht mehr als 2-3 Anwendungen erfolgen. Der große Vorteil: Wenn durch die Zäpfchen Wehen entstehen, sind es deine eigenen. Sie geben nur den Startschuss. Der Nachteil: Niemand kann vorhersehen, wie gut die Medikamente wirken. Bei manchen Frauen setzen wenig später gute, starke Wehen ein. Manche brauchen mehrere Anwendungen. Und bei manchen tut sich einfach gar nichts. Leider kann kein Arzt vorhersehen, wie die Prostaglandin vaginal bei dir wirken.
Prostaglandin Tabletten (Cytotech, Misoprostol)
Bei den Prostaglandin Tabletten (Cytotech, Wirkstoff Misoprostol) handelt es sich um einen ähnlichen Wirkstoff wie in der vaginalen Variante. Die Tabletten werden normalerweise bei Magengeschwüren eingesetzt. Zur Geburtseinleitung nutzt man sie als so genannten Off-Label-Use, weil sie Wehen auslösen können. Dies hat man zufällig entdeckt. Da aber die Firma, welche die Cremes und Zäpfchen vertreibt, mehr Geld mit diesen Produkten verdient als mit der vergleichsweise günstigen Tablette, wurde nie eine Zulassung in der Geburtsmedizin beantragt. Weil die Tabletten also offiziell nicht in der Geburtsmedizin zugelassen sind, musst du vor der Anwendung eine Aufklärung unterschreiben, dass du mit dem Gebrauch einverstanden bist (ähnlich dieser hier aus Hannover). Natürlich erklärt dir dein Arzt zuvor alle Risiken und Nebenwirkungen. Die Wirkung entspricht denen der vaginalen Anwendung. Durch die orale Einnahme im Abstand von 4 Stunden muss aber deutlich mehr Wikstoff gegeben werden, damit er in der richtigen Dosierung am richtigen Ort angelangt. Man könnte sehr vereinfacht sagen, die Strecke ist länger. Darum sind bei den Tabletten die Nebenwirkungen höher (mehr Dosis = mehr Nebenwirkung). Dabei handelt es sich in erster Linie um Magen-Darm-Beschwerden und Stressreaktionen auf deinen Kreislauf. Viele Geburtszentren bevorzugen deshalb den Einsatz der vaginalen Anwendung; diese wirken an Ort und Stelle und müssen nicht einmal quer durch den Körper. Der Vorteil der Tabletten: Sie ersparen dir eventuell die ein oder andere vaginale Untersuchung.
Wie unterscheiden sich Prostaglandin Tabletten von lokalen Zäpfchen, Cremes oder Gel?
Wie bereits beschrieben, sind die Nebenwirkungen an Magen, Darm und Kreislauf bei den Tabletten aufgrund der Aufnahme über den Verdauungsapparat und die Wirkung auf den gesamten Körper stärker ausgeprägt. Alle Formen der Anwendung unterscheiden sich jedoch nicht in der Zahl der Geburten innerhalb von 24 Stunden nach Anwendung oder der in einem Kaiserschnitt endenden Geburtenrate. Alle verringern deutlich den Bedarf am künstlichen, Wehen steigernden Oxytocin-Tropf. Sie unterscheiden sich nicht wesentlich in der gefürchteten Nebenwirkung, dem Wehensturm bzw. der Überstimulation.
Wissenschaftliche Fachquellen: Induction of labour, Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie (Einleitung)
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