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MamiWiki Schilddrüse Schilddrüsenunterfunktion Hypothyreose Unfruchtbarkeit
Funktioniert die Schilddrüse nicht, kommt der gesamte Kreislauf durcheinander.

Schilddrüsenunterfunktion

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Durch eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) wird dein Körper nicht ausreichend mit den wichtigen Hormonen T3 und T4 versorgt. Der Stoffwechsel deines Körpers verlangsamt sich, wenn diese Hormone fehlen. Auch dein Zyklus wird träger, deine Körpertemperatur und deine Fruchtbarkeit sinken. Wie ausgeprägt sich eine Schilddrüsenunterfunktion äußert, ist individuell unterschiedlich und abhängig von der Menge an Hormonen, die fehlen. Je weniger Hormone die Schilddrüse produziert, desto gravierender sind die Auswirkungen. Den Mangel an Hormonen ersetzt man heutzutage mithilfe von Tabletten.

Eine Schilddrüsenunterfunktion betrifft hierzulande 1-3 Prozent der Bevölkerung, kommt also relativ häufig vor. Da die Funktion der Schilddrüse direkt von der Versorgung mit Jod abhängt, sind Menschen im Süden Deutschlands, Österreich und der Schweiz stärker betroffen als Bewohner des deutschen Nordens. Im Norden wird mehr Seefisch verspeist. Dieser enthält deutlich mehr Jod als die durchschnittliche Nahrung im Süden. Jodiertes Speisesalz deckt nur den absoluten Grundbedarf einer absolut gesunden Schilddrüse.

Eine neu aufgetretene Schilddrüsenunterfunktion im Erwachsenenalter ist oftmals autoimmun entzündlich bedingt. Diese Entzündung verläuft häufig unbemerkt. Die Erkrankung trägt dann den Namen Hashimoto-Thyreoiditis. Aus welchem Grund genau deine Schilddrüse nicht ausreichend arbeitet, kann ein Facharzt mithilfe eines Ultraschall und einer Szintigraphiemessung prüfen. Zusätzlich werden spezielle Antikörper (TPO-AK, TRAK) bestimmt. Dein Hausarzt überweist dich an einen Facharzt weiter, wenn er bei dir Anhaltspunkte für eine solche Erkrankung erkennt. Auch in diesem Fall besteht die Behandlung in der lebenslangen Gabe von Schilddrüsenhormonen in Tablettenform.

MamiWiki Tipp: Wer schwanger werden möchte, prüft am besten in einem kurzen Check-up beim Hausarzt seine Gesundheit. Dieser kann mithilfe einer einfachen Blutabnahme, einer Blutdruckmessung und einem Blick in den Impfpass schnell sagen, ob aus den ersten medizinischen Gesichtspunkten alle Weichen für eine erfolgreiche Kinderwunschzeit gestellt sind. Das erspart den ein oder anderen Kummer.

Welche Symptome sprechen für eine Unterfunktion?

Fehlen deinem Körper Schilddrüsenhormone, verlangsamt sich dein gesamter Stoffwechsel.

Alle hier genannten Symptome erklären sich aus dieser Tatsache:

  • Müdigkeit
  • Antriebslosigkeit bis hin zu depressiver Verstimmung
  • Gewichtszunahme
  • ungewollte Kinderlosigkeit
  • Vermehrtes Frieren
  • Verringerte Körpertemperatur:
    • Wer eine Temperaturkurve führt, erkennt eine niedrige Basaltemperatur oder Clearline (kleiner als 36,2 Grad Celsius).
  • Neigung zu verlangsamter Verdauung, Verstopfung
  • langsamer Herzschlag (geringer als 50-60 Schläge/Minute)
  • brüchige Haare und Nägel
  • Ausbleiben der Regel, veränderter Zyklus, kein Eisprung
  • Schwellung am vorderen Hals

Wie wird eine Unterfunktion festgestellt?

Hast du einige und mehrere Symptome an dir beobachtet? Dein Hausarzt kann in einer einfachen Routineblutabnahme die Menge an Schilddrüsenhormonen bestimmen, die sich in deinem Blut befinden. Darüber hinaus wird ein weiteres wichtiges Hormon bestimmt, das  der Schilddrüse übergeordnet ist: TSH (Thyreoglobulin). TSH kommt aus der Hirnanhangdrüse (Hypophysenvorderlappen) und steuert quasi wie ein Aufseher die Menge an Schilddrüsenhormonen, die deine Schilddrüse produziert. Fehlen Schilddrüsenhormone, sendet die Hirndrüse mehr TSH, um die Produktion anzuregen. Ein hohes TSH spricht also für eine Schilddrüsenunterfunktion. Ein niedriges TSH für eine Überfunktion.

Beispiele:

  • TSH Wert liegt bei 4,6 und die freien Hormone T3  und T4 sind erniedrigt = Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
  • TSH Wert liegt bei 4,2 und die freie Hormone sind noch normwertig = beginnende Schilddrüsenunterfunktion (latente Hypothyreose)
  • TSH Wert liegt bei 0,2 und die freien Hormone sind erhöht = die Schilddrüsenhormonersatztherapie ist zu hoch eingestellt

Die Schilddrüsen Referenzwerte lauten zur Zeit:

T3 gesamt: 0,9 – 1,8 µg/L
frei: 3,5 – 8,0 pg/ml
T4 gesamt: 55 – 110 μg/L
frei: 8 – 18 ng/L
TSH 0,4 – 4,0 mU/l

 

Wie wird eine Schilddrüsenunterfunktion behandelt?

Die Behandlung ist dagegen bei allen Formen der Schilddrüsenunterfunktion recht einfach: Tabletten mit Schilddrüsenhormon L-Thyroxin ersetzen den Mangel. Die Dosis wird durch Blutuntersuchungen der Hormonlevel in deinem Blut bestimmt und angepasst. In der Regel erfolgt die Einnahme der Tabletten lebenslang, morgens, nüchtern, 20 Minuten vor dem ersten Essen. Zu Beginn erhältst du eine geringe Dosis, diese wird alle 14 Tage an die Blutwerte angepasst bis die Dosierung ausreichend ist.

Der ideale TSH Wert unter der Behandlung bzw. bei Kontrollen:

Nimmst du bereits Schilddrüsenhormone ein, sollte dein TSH Wert bei Kontrollen idealerweise zwischen 1-2 mU/l liegen. Damit bist du optimal eingestellt und dein Körper ist bestens versorgt.

Der TSH Wert bei Kinderwunsch und Symptomen:

Zur Zeit wird erneut über den Grenzwert der Unterfunktion diskutiert. Hast du einen unerfüllten Kinderwunsch oder deutliche Symptome, sollte bereits in Absprache mit deinem Arzt ab einem TSH von über 3 mU/l mit einer Therapie begonnen werden.

Warum sinkt die Fruchtbarkeit bei einer Schilddrüsenunterfunktion?

Wenn die Schilddrüse nicht ausreichend arbeitet und Hormone produziert, steigt das übergeordnete Hormon TSH an. TSH stimuliert jedoch nicht allein die Arbeit der Schilddrüse. Es führt auch dazu, dass dein Körper über einen komplexen Mechanismus das Hormon Prolaktin ausschüttet. Fachsprachlich nennt man diese Folgeerkrankung Hyperprolaktinämie (= zu viel Prolaktin). Prolaktin ist ein Hormon, dass normalerweise in der Stillzeit benötigt wird. Den meisten Frauen ist bekannt, dass in der Stillzeit die Regelblutung, der Eisprung und somit eine mögliche Schwangerschaft zum Teil durch die Wirkung des Hormons Prolaktin unterdrückt wird. Denn letztendlich hemmt Prolaktin die Ausschüttung von Östrogenen. Somit entsteht ein Östrogenmangel und dieser führt zu starken Zyklusveränderungen und ausbleibendem Eisprung. Die Fruchtbarkeit sinkt.

Ich habe einen erhöhten TSH Wert, die freien Schilddrüsenhormone sind jedoch normwertig. Was soll ich tun?

Sprich mit deinem Arzt über deinen (unerfüllten) Kinderwunsch. Heutzutage gilt als Behandlungsempfehlung: Alle Menschen unter 70 Jahren, alle Frauen mit Kinderwunsch, in der Schwangerschaft und Stillzeit sollten mit Hormonen behandelt werden, wenn ein erhöhtes TSH über 3 mU/l für eine beginnende Unterfunktion (latente Hypothyreose) spricht. Dies erhöht den körperlichen Stoffwechsel, der benötigt wird, um schwanger werden zu können und damit dein Baby ausreichend mit Hormonen versorgt wird.

 Kann eine Schilddrüsenunterfunktion plötzlich auftreten?

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann jederzeit auftreten. Die häufigste Ursache ist die oben genannte Hashimoto-Thyreoiditis. Das ist eine Entzündung der Schilddrüse, die deren Funktion zunehmend zerstört. Zu Beginn der Erkrankung bemerken viele Betroffene nichts von der Entzündung, diese verläuft asymptomatisch. In wenigen Fällen beginnt eine Hashimoto-Thyreoiditis mit einer Überfunktion der Schilddrüse, da durch die Zerstörung viele gespeicherte Hormone frei werden. Mit der Zeit geht die Hashimoto-Thyreoiditis in eine Unterfunktion über. Meist treten dann die ersten Symptome auf und die Diagnose wird gestellt. Dies kann tatsächlich jederzeit geschehen. Auch während einer Schwangerschaft.

Wie kann ich im Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillzeit einer Schilddrüsenunterfunktion vorbeugen?

Wünscht du dir ein Kind, bist du schwanger oder stillst du? Dann ist dein Jodbedarf gegenüber der Normalbevölkerung erhöht. Um zu verhindern, dass deine Schilddrüse nicht aufgrund eines Jodmangels zu wenig Schilddrüsenhormone für dich und dein Baby produziert, ist es unbedingt notwendig, dass du spätestens ab der 12. Schwangerschaftswoche zusätzliches Jod zu dir nimmst.

„Deshalb empfehlen der Arbeitskreis Jodmangel sowie die Fachverbände seit Jahren eine ergänzende Einnahme von tägliche 100 bis 150 Mikrogramm Jod in Form von Tabletten.“ Arbeitskreis Jodmangel

Die Jodtabletten werden trotz ihrer enormen Bedeutung nicht mehr von den Krankenkassen erstattet. Jedoch sind sie extrem günstig, klein und beispielsweise zusammen mit dem ebenfalls wichtigen Vitamin Folsäure frei verkäuflich und ohne Rezept in Apotheken erhältlich. Dort kannst du dich zum optimalen Präparat beraten lassen.

Für Frauen in Schwangerschaft und Stillzeit (Jodbedarf: 230 bzw. 260 µg/Tag) wird empfohlen:

  • Jodsalz im Haushalt (Kochen, Backen) verwenden
  • Verwendung von mit Jodsalz hergestellten Lebensmitteln (Brot, Backwaren, Wurst, Käse, Fertiggerichten)
  • 1-2x pro Woche Seefisch (beispielsweise: Seelachs, Scholle, Schellfisch, Kabeljau)
  • täglich Milch und Milchprodukte (am besten 0,5-1 Liter)
  • Ergänzende Einnahme von Jodtabletten (100 – 150 µg/Tag) zur Sicherstellung des erhöhten Jodbedarfs
  • Achtung: Viele Schwangerschafts-Vitamin-Präparate enthalten schon Jod!

Was kann geschehen, wenn ich in der Schwangerschaft zu wenig Jod zu mir nehme?

Nimmst du zu wenig Jod zu dir, kann sowohl deine Schilddrüse, als auch die deines Babys nicht ausreichend Hormone produzieren. Diese sind jedoch extrem wichtig für die Entwicklung des kleinen Organismus. Das Vollbild eines Jod- bzw. Schilddrüsenhormonmangels bei einem Baby nennt sich Kretinismus und ist verbunden mit einer Minderung der Intelligenz, Apathie, Trinkschwäche und Gedeihstörungen. Beim Neugeborenen-Screening am 3. Lebenstag wird dein Baby auf diese Krankheit hin untersucht. Dies ändert dann jedoch nichts mehr an den Auswirkungen, die der Hormonmangel bereits in der Schwangerschaft verursacht hat.

Die größten Risiken bei Jodmangel in der Schwangerschaft sind:

  • Erhöhtes Risiko von Fehlgeburten
  • Entwicklung eines Neugeborenen-Kropfes und damit verbundene Schilddrüsenunterfunktion
  • Gestörte Hirnentwicklung und damit verbundene geistige Entwicklungsdefizite (Minderung der Intelligenz)
  • Wachstumsstörungen und verzögerte Knochenreifung
  • Verzögerte Lungenreife, vor allem bei Frühgeborenen
  • Erhöhtes Risiko späterer Hördefekte

Dieser Beitrag ersetzt weder einen Arztbesuch, noch stellt er eine Behandlungsempfehlung dar. Er dient lediglich der Information.  

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