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Präeklampsie (Gestose)

Präeklampsie

Eine Präeklampsie oder auch Gestose genannt, benennt fachsprachlich eine Form der so genannten hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen. Sprich, eine häufig ursprünglich durch einen Schwangerschaftsbluthochdruck hervorgerufene Erkrankung. Nach medizinischen Leitlinien entspricht eine Präeklampsie einem Bluthochdruck in der Schwangerschaft in Verbindung mit einem Eiweißverlust über den Urin nach der 20. Schwangerschaftswoche, also ab der zweiten Schwangerschaftshälfte.

Dabei ist die Präeklampsie auch heute noch eine gefürchtete Entwicklung in der Schwangerschaft und gilt als Ursache für 10-15 Prozent aller mütterlichen Todesfälle innerhalb von Schwangerschaften. Weltweit sterben um die 70.000 Frauen an den Folgen einer Präeklampsie. Dabei wären über 90 Prozent der durch eine Präeklampsie verursachten Todesfälle durch eine frühzeitige medizinische Therapie vermeidbar.

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Was ist eine Präeklampsie?

Eine Präeklampsie setzt sich aus zwei Kriterien zusammen, wobei mindestens Ersteres erfüllt sein muss. Es handelt sich dabei um:

  • eine Schwangerschaftshypertonie
  • eines oder beide der folgenden Anzeichen:
    • Eiweißverlust über den Urin (Proteinurie)
      • über 300 mg/24h (nachgewiesen in 24h gesammeltem Urin)
      • über 30mg/mmol Protein-Kreatinin-Ratio im Spontanurin

Der Verdacht auf eine Präeklampsie liegt nahe, wenn eine oder mehrere der folgenden Veränderungen zusätzlich zu einem Bluthochdruck vorliegen:

  • Funktionsverlust der Nieren
  • Leberbeteiligung
  • Wasseransammlung in der Lunge (Lungenödem)
  • Störungen im Blutbild
  • neurologische Auffälligkeiten, gesteigerte Reflexe
  • kindlicher Wachstumsstillstand

Die Diagnose einer besonders schweren Form der Präeklampsie liegt vor, wenn zudem mindestens einer der folgenden Punkte erfüllt ist:

  • die Nieren arbeiten nur noch eingeschränkt
    • Anhaltspunkt ist ein Kreatinin-Wert (Crea) im Blutbild von über 0.9 mg/dl oder ein Mangel an Urinproduktion (Oligurie)
  • stark erhöhter Blutdruck ≥ 160/110 mm Hg
  • Leberbeteiligung mit Oberbauchschmerzen oder Erhöhung der Leberwerte im Blutbild
  • Störung der Funktion der Blutplättchen (Thrombozytopenie) mit vermehrter Blutungsneigung
  • neurologische Auffälligkeiten wie starke Kopfschmerzen oder Sehstörungen
  • kindlicher Wachstumsstillstand
    • Wachstum unter der 5. Perzentile
    • Auffälligkeiten im Ultraschall (Dopplersonografie)

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Was sind die Risikofaktoren für eine Präeklampsie?

Im Laufe der Zeit haben sich durch intensive medizinische Forschung und Studien Aspekte aufgezeigt, die das Risiko erhöhen, an einer Präeklampsie zu erkranken. Diese erklärt dir MamiWiki hier im folgenden. Dabei erhöht vor allem die Menge zutreffender Punkte das individuelle Risiko:

  • Störung der Blutgerinnung, vor allem das Antiphospholipid-Syndrom
  • eine Präeklampsie in einer vorhergehenden Schwangerschaft
  • Fettleibigkeit (Adipositas) mit einem BMI > 30
  • ein bestehender Diabetes mellitus
  • Präeklampsie in der engeren Familie
  • Nierenerkrankungen in der Vergangenheit
  • du bist zum ersten Mal schwanger (Erstparität)
  • du bist > 40 Jahre alt
  • ein bereits chronischer Bluthochdruck
  • bestehende Autoimmunerkrankungen
  • afroamerikanische Abstammung

 

Kann man einer Präeklampsie vorbeugen?

Hattest du bereits in einer vorhergehenden Schwangerschaft eine Präeklampsie giltst du als gefährdeter für ein erneutes Auftreten der Erkrankung in einer weiteren Schwangerschaft. Bislang zeigt sich einzig die Einnahme des blutverdünnenden Medikaments ASS 100 einmal täglich ab der 16. Schwangerschaftswoche als hilfreich, um dem erneuten Auftreten einer Präeklampsie entgegen zu wirken. Das Medikament kann bis zur 34+0 Schwangerschaftswoche eingenommen werden.

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Wie wird eine Präeklampsie behandelt?

Im Krankenhaus! Erhärtet sich der Verdacht auf eine Präeklampsie gehörst du und die weitere medizinische Versorgung in die Hand eines Krankenhauses. Sprich, du wirst im mildesten Fall stationär untersucht und vorerst überwacht. Bestätigt sich der Verdacht, weil deine Blutdruckwerte oder Laborwerte auffällig sind oder du Anzeichen der Erkrankung zeigst, wirst du behandelt oder spätestens ab der 37+0 Schwangerschaftswoche entbunden.

Denn Das Ende deiner Schwangerschaft stellt bei einer tatsächlichen Präeklampsie die einzige wirkliche Lösung des Grundproblems dar. Darum empfiehlt heutzutage die gynäkologische Fachgesellschaft eine Frau mit Präeklampsie ab der vollendeten 34. Schwangerschaftswoche möglichst zügig zu entbinden. Denn nach der 34. Schwangerschaftswoche ist dein Kind einem Start in die Welt körperlich gewachsen.

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Magnesium entspannt und beugt Krämpfen vor

Vielleicht hast du bei Krämpfen in der Schwangerschaft schon einmal Magnesium eingenommen? Wenn ja, funktioniert die Therapie im Krankenhaus ähnlich. Abgesehen von dem Versuch, deinen Blutdruck gut einzustellen, erhältst du einen Tropf oder Infusionen mit hochdosiertem Magnesium(sulfat). Dadurch sinkt deutlich die Rate an Komplikationen wie beispielsweise einem eklamptischen Krampfanfall. Eventuell entscheiden sich die Ärzte dazu, dich auf der Intensivstation zu überwachen.

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Präeklampsie vor der 34. Schwangerschaftswoche:

Tritt eine Präeklampsie zwischen der 24. und 34. Schwangerschaftswoche auf, so zielt das Vorgehen der Ärzte darauf ab, dich als werdende Mutter sicher zu überwachen, während dein Baby noch in dir wachsen darf. Denn es benötigt noch die Zeit um heran zu reifen. Eine Betreuung sollte in jedem Fall in einem Perinatalzentrum erfolgen, also einem auf Komplikationen und Frühgeburten vorbereiteten Krankenhaus.

Ist dein Kind nur sehr klein (kleiner als die 5. Perzentile) stellt dies allein noch keinen Grund dar, dich zu entbinden. Vielmehr jedoch spielen krankhafte Veränderungen im per Ultraschall gemessenen Blutfluss der Nabelschnur oder der Gebärmutter eine wichtige Rolle und können den Ausschlag geben.

Darüber hinaus zählt, ob dein Baby bereits die notwendige Lungenreifespritzen erhalten hat. Diese sind wichtig, um Atemnot nach der Geburt vorzubeugen. Genaueres liest du im MamiWiki „Sauerstoffmangel bei der Geburt“.

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Aus welchen Gründen muss bei Präeklampsie entbunden werden?

Eine Präeklampsie gefährdet dich und dein Baby. Deine Ärzte sind bemüht, deine Schwangerschaft so lange zu erhalten, wie dies medizinisch vertretbar ist und für euch beide sicher ist. Es gibt jedoch einige, entscheidende Gründe, die ein sofortiges Entbinden notwendig machen. Diese werden hier im Folgenden genannt und erklärt:

  • Der Bluthochdruck lässt sich mit Medikamenten nicht ausreichend senken.
  • Es entwickelt sich eine schwere Funktionsstörung der Nieren.
  • Wasser sammelt sich in der Lunge an (Lungenödem). Du bekommst Atemnot.
  • Dein Blut beginnt in deinen Gefäßen zu verklumpen (disseminierte Gerinnung).
  • Du hast schwere, anhaltende Oberbauchschmerzen.
  • Es treten nervlich bedingte Störungen auf.
  • Du erleidest eine Eklampsie.

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Präeklampsie = Kaiserschnitt?

Hast du eine Präeklampsie bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass es ein Kaiserschnitt werden muss. Spricht bei dir und deinem Kind nichts gegen eine vaginale, spontane Entbindung ist diese in Absprache mit deinen Ärzten möglich. Dies ist jedoch eine individuelle, persönliche Entscheidung und sollte mit den dich betreuenden Ärzten vereinbart werden.

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Ich hatte Präeklampsie. Bekomme ich es wieder?

Warst du in einer vergangenen Schwangerschaft von einer Präeklampsie betroffen, liegt das Risiko in einer erneuten Schwangerschaft betroffen zu sein im Mittel um die 15 Prozent. Warst du sogar schon zwei Mal in einer Schwangerschaft von einer Präeklampsie betroffen, steigt das Risiko jedoch auf 32 Prozent an.

Sollte du bereits einmal oder mehrmals an Präeklampsie erkrankt sein, solltest du während deiner gesamten Schwangerschaft überaus gut überwacht werden bzw. wie oben beschrieben ein Medikament erhalten, welches das Risiko zumindest nach neueren Studien senkt. Zudem solltest ein besonderes Augenmerk auf deinen Blutdruckwerten liegen.


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Weiterführende Fachliteratur: AWMF Leitlinie „Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen: Diagnostik und Therapie“

Selbsthilfegruppen:  Arbeitsgemeinschaft Gestose-Frauen e.V.

Dieser Beitrag ersetzt weder einen Arztbesuch, noch stellt er eine Behandlungsempfehlung dar. Er dient lediglich der Information.  

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