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Kinderärzte und Frauenärzte prüfen, ob es deinem Baby gut geht.

Bakterielle Infektionen bei Neugeborenen

Bakterielle Infektionen bei Neugeborenen

Bakterielle Infektionen bei Neugeborenen sind überaus gefährlich für dein Baby. Da das Abwehrsystem eines Neugeborenen sich gerade erst entfaltet, ist es noch schwach und anfällig für eine mögliche Ansteckung. Normalerweise zeigen sich bei Kindern und Erwachsenen sehr starke körperliche Anzeichen auf eine bakterielle Infektion. Dies ist nicht durch den Keim bedingt, sondern durch die Antwort unseres Immunsystems. Bei Neugeborenen fehlt diese deutliche Antwort häufig und die Anzeichen einer Ansteckung zeigen sich eher gering ausgeprägt. Darum ist es nicht immer einfach, eine Infektion sofort zu erkennen.

Da das Immunsystem eines Babys noch nicht voll arbeitet, kommt es wesentlich häufiger zu einer so genannten systemischen Entzündungsreaktion (SIRS). Hierbei drängt das Abwehrsystem des Körpers das Bakterium nicht am Ort der Infektion zurück, sondern es kann sich über den gesamten Körper ausbreiten. Wird eine Infektion nicht schnellst möglich behandelt, droht ein Kreislaufversagen und Schock.

Im Gegensatz zu Infektionen bei Erwachsenen lässt sich nicht immer die Quelle der Ansteckung ausfindig machen.

Auch ist das Risiko für eine anschließende Gehirnhautentzündung (Meninigitis) deutlich höher als bei älteren Kindern und Erwachsenen und sollte sorgfältig beobachtet werden.

Welche Anzeichen macht eine bakterielle Entzündung bei meinem Baby?

Eine bakterielle Entzündung kann sich sowohl bei dir vor der Geburt zeigen, als auch bei deinem Baby nach der Geburt.

Zeichen einer Entzündung bei der Mutter

Als erster Hinweis lässt sich eine Amnioninfektion bei der Mutter nennen. Ein vorzeitiger Blasensprung spricht ebenfalls für ein erhöhtes Risiko einer kindlichen Infektion. Des Weiteren zählen vorzeitige Wehen und Fieber über 38,5 Grad sowie erhöhte Entzündungswerte im Blut (CRP > 20 mg/dl) während der Geburt zu den Risikofaktoren.

Zeichen einer Entzündung bei meinem Baby

Verändert dein Baby seine rosige Hautfarbe und wird blass und gräulich oder war es erst gelblich und wird nun grünlich? Dann solltest du es genau beobachten. Als weiteres Zeichen verändert eine bakterielle Infektion die Atmung deines Babys: Es kommt zu Atemaussetzern, Atemnot und Stöhnen beim Atmen. Der Puls ist stark beschleunigt (größer als 160 Schläge/Minute) und der Blutdruck sehr niedrig (Hypotonie).

Gerade bei Frühchen gilt es besonders vorsichtig zu sein: Muss dein Kind nach der Geburt beatmet oder künstlich ernährt werden, steigt dadurch ebenfalls das Risiko eine Entzündung.

Ein Frühgeborenes und erst recht ein zum Termin geborenes Neugeborenes gilt für Ärzte so lange infiziert, wie Störungen der Atmung und Stöhnen auftreten.

Als Zeichen einer Infektion mit Beteiligung des Nervensystems gelten ein geblähter Bauch, Trinkschwäche, unterschiedlich warme Beine und Arme im Seitenvergleich, die Unfähigkeit, die eigene Körpertemperatur stabil zu halten sowie Antriebslosigkeit.

Welche Bakterien sind für mein Neugeborenes gefährlich?

Die möglichen Keime, die deinem Baby schaden können, verändern sich mit dem Alter deines Neugeborenen.

Bakterielle Infektion während der ersten drei Lebenstage

Erkrankt dein Baby innerhalb der ersten drei Lebenstage an einer bakteriellen Infektion, so handelt es sich meist um Keime deiner Vaginalflora. Diese hat dein Baby auf dem Weg durch den Geburtskanal oder schon im Mutterleib aufgeschnappt. In Deutschland sind vor allem Streptokokken der Gruppe B und das Darmbakterium E. coli ursächlich für eine Infektion eines Neugeborenen. Streptokokken können bereits durch eine Amnioninfektion oder einen vorzeitigen Blasensprung auffallen. E.coli löst bei Frauen häufig einen Harnwegsinfekt aus. Dieser kann in der Schwangerschaft jedoch  ohne deutliche Anzeichen verlaufen. Aus diesem Grund ist ein Abstrich auf Streptokokken und ein Urintest während der Schwangerschaftsvorsorge sinnvoll.

Bakterielle Infektion bei Frühgeborenen

Hast du vor der Geburt deines Frühchens länger als zwei Tage Antibiotika erhalten? Dann steigt das Risiko, dass es sich um andere Keime handelt, mit denen sich bei Baby rund um die Geburt anstecken kann. Das Antibiotikum hat quasi alle sensiblen Bakterien abgetötet und es überwiegen nun resistente Bakterien. Darunter fallen: Enterobacter, Klebsiellen, Pseudomonas oder Antibiotika (Ampicillin) resistente E.coli.

Bakterielle Infektion nach dem dritten Lebenstag

Hast du die ersten drei Tage gemeinsam mit deinem Baby im Krankenhaus verbracht und es kommt jetzt zu einer Entzündung? Dann handelt es sich um eine so genannte nosokomiale Infektion. Das bedeutet, dass die Keime nicht mehr aus deinem Körper entstammen, sondern entweder zur natürlichen bakteriellen Besiedelung deines Kindes gehören oder es sich um einen Krankenhauskeim handelt. In erster Linie zählen dazu in der Regel Hautbakterien wie beispielsweise Staphylokokken.

Wie wird eine bakterielle Infektion bei meinem Kind festgestellt?

Am schnellsten gelingt der Nachweis einer bakteriellen Infektion durch eine Blutentnahme. Das Blut wird im Labor untersucht und auf Veränderungen der Entzündungswerte geachtet. Die Blutuntersuchung sollte zwei Mal an zwei Tagen erfolgen.

Als Marker für eine bakterielle Infektion im Kindesalter gelten das C-reaktive Protein (CRP), sowie Interleukin-6 und Interleukin-8. Das CRP steigt jedoch erst 12-24 Stunden nach einer Infektion im Körper an. Eine frühe Infektion kann also eventuell nicht erfasst werden. Interleukine hingegen sind sofort positiv bei bakterieller Infektion, sinken jedoch bereits wieder nach einem Tag. Aus diesem Grund ist eine Bestimmung an zwei aufeinanderfolgenden Tagen so wichtig.

Hatte das Fruchtwasser bei der Geburt deines Babys einen üblen Geruch, statt fruchtig und süß zu riechen? Dann sollten zusätzlich Blutproben für Blutkulturen abgenommen werden. Darüber lässt sich der genaue Keim anzüchten und bestimmen. Kurz nach der Geburt kann ebenfalls ein Abstrich aus beiden Ohren deines Babys Hinweise geben.

Muss dein Baby beatmet werden? Dann ist ein Abstrich aus dem Beatmungsschlauch ebenfalls hilfreich. Ein Keimnachweis im Schlauch sollte jedoch nicht sofort zu einer Behandlung führen, sondern erstmal genau beobachtet werden.

Stellt sich der Verdacht auf einen Harnwegsinfekt sollte der Urin deines Babys untersucht werden.

Wie wird eine Gehirnhautentzündung (Meningitis) erkannt?

Hegen die Kinderärzte den Verdacht auf eine Gehirnhautentzündung (Meningitis) sollte dies schnellstmöglich geklärt werden. Denn eine Entzündung der Gehirnhaut kann lebensbedrohlich für dein Baby sein. Die Gefahr, dass dein Baby an einer Gehirnhautentzündung erkrankt, ist umso höher, je später eine Entzündung im Körper erkannt wird und je später die Behandlung mit Antibiotika beginnt. Denn in dieser Zeit hatte der Keim Gelegenheit ins Gehirn vorzudringen.

Gehirnwasser (Liquor) zeigt eine Gehirnhautentzündung sicher an

Um eine Gehirnhautentzündung zu erkennen, ist es häufig notwendig, Gehirnwasser (Liquor) zu untersuchen. Denn eine reine Blutuntersuchung ist nicht eindeutig und liefert keine ausreichenden Ergebnisse. Möglich ist auch der Nachweis des speziellen Keims aus Blutkulturen.

Wie wird eine bakterielle Infektion bei meinem Baby behandelt?

Entscheidend ist: Je früher eine Infektion erkannt wird, je früher sie mit Antibiotika behandelt wird, desto geringer sind die Risiken für dein Baby. Wichtig ist bei einem Neugeborenen, dass es sich um ein relativ breites Antibiotikum handelt, um möglich alle verdächtigen Keime zu erwischen. Cephalosporine, die häufig bei kindlichen Infekten eingesetzt werden, helfen beispielsweise nicht gegen Enterokokken oder Listerien (Keime aus Rohmilch).

Das Antibiotikum sollte so lange gegeben werden, bis der Entzündungswert CRP unter 10 mg/dl fällt. Bei einer Gehirnhautentzündung erhält dein Baby 2-3 Wochen Antibiotika, um sicher zu stellen, das die Entzündung tatsächlich besiegt ist. Bestätigt sich der Verdacht einer Infektion durch die Blutuntersuchung nicht, wird das Antibiotikum nach zwei Tagen abgesetzt.


Weitere Fachquelle: AWMF Leitlinie „Bakterielle Infektionen bei Neugeborenen“

Dieser Beitrag ersetzt weder einen Arztbesuch, noch stellt er eine Behandlungsempfehlung dar. Er dient lediglich der Information.

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