Sauerstoffmangel bei der Geburt (Asphyxie)
Eine Asphyxie beschreibt einen schweren Sauerstoffmangel eines Babys im Laufe der Geburt. Durch den Mangel an Sauerstoff leiden die Organe und es kann zu langfristigen, bleibenden neurologischen Schäden führen. Vor allem schadet es dem Gehirn, da Nervenzellen einen Sauerstoffmangel nur in sehr geringem Maße tolerieren. Im schlimmsten Fall droht der Tod.
Als weitere Folge einer Asphyxie fürchten Mediziner die so genannte hypoxisch-ischämische Enzephalopathie (HIE). Ein fachspezifischer Name für folgende Tatsachen: Nicht nur der Sauerstoffmangel setzt dem Gehirn zu, sondern auch die daraus resultierende, stark verminderte Durchblutung. Um die gravierenden Auswirkungen einer HIE zu mildern oder gar abzuwenden, wird eine Kühlung des Neugeborenen nach der Geburt empfohlen. Durch die Kälte verbrauchen die Zellen des Körpers weniger Energie und können den Sauerstoffmangel und die verringerte Durchblutung besser aushalten.
Wie kommt es zu einem Sauerstoffmangel?
Möglicherweise ist dein Kind bereits schon im Mutterleib über die Planzenta (Mutterkuchen) und die Nabelschnur nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Dies kann beispielsweise bei einer Plazentainsuffizienz, einem Unvermögen des Mutterkuchens auftreten oder bei Verletzungen der Planzenta, Ablösen der Plazenta von der Gebärmutterwand oder Blutungen aus der Plazente beispielsweise nach einem schweren Sturz.
Doch Sauerstoff wird für den Stoffwechsel dringend benötigt. Fehlt dieser, schaltet der Stoffwechsel zunächst auf ein Programm um, welches keinen Sauerstoff benötigt. Dabei fallen jedoch Stoffe an, die den Körper schädigen können, unter anderem Laktat. Das Laktat wiederum schädigt in ansteigender Menge alle Organe und in größtem Maße das anfällige Gehirn.
Wie wird eine Asphyxie festgestellt?
Während der Geburt oder kurz danach, ist es für den Frauenarzt möglich, eine kleine Blutprobe zu entnehmen. Ist es notwendig, bei deinem Kind während der Geburt festzustellen, ob es zu wenig Sauerstoff hat, kann auch während der vaginalen Geburt eine kleine Blutprobe entnommen werden. Bevor dein Kind geboren wird, kann somit eine sogenannte Mikroblutuntersuchung, kurz MBU, durchgeführt werden. Dabei ritzt der Frauenarzt mit einem kleinen Dorn die Haut des Köpfchens ein und gewinnt einen Tropfen kindliches Blut. Dieses sagt nach einer zügigen laborchemischen Untersuchung aus, wie gut dein Kind aktuell mit Sauerstoff versorgt ist.
Nach der Geburt kann die Sauerstoffversorgung rückwirkend durch Blutproben aus der Nabelschnur gemessen werden und ist somit weder für dich noch für dein Kind schmerzhaft. In solch einer Blutprobe werden folgende Blutwerte bestimmt:
- ph-Wert:
- Er sagt aus, wie sauer oder basisch das Blut ist.
- Liegt der pH-Wert unter 7,0 spricht dies für eine starke Ansäuerung (Azidose).
- Normal ist ein pH-Wert zwischen 7,0 und 7,24.
- Werte über 7,1 sprechen für eine gute Sauerstoffversorgung
- Basendefizit / Base-Excess:
- Er zeigt das Säure-Base-Gleichgewicht im Blut an.
- Er sollte unter 12 mmol/l liegen.
- Liegt er über 12 mmol/l spricht dies dafür, das die Möglichkeiten deines Kindes erschöpft sind, die Auswirkungen des Sauerstoffmangels auszugleichen.
Um die Diagnose einer Asphyxie zu stellen, müssen folgende Punkte erfüllt sein:
- Es muss eine Azidose, eine Übersäuerung des Bluts vorliegen.
- Organfunktionen müssen beeinträchtigt sein.
Die Deutsche Gesellschaft für Neonatologie legt die Grenzen wie folgt fest. Es muss messbarer kindlicher, „fetaler Stress“ plus ein weiteres Kriterium bestehen: ph-Wert < 7,0, ein Basendefizit > 16 mmol/l oder ein 5-Minuten-Wert beim APGAR < 6 Punkte. In diesem Fall sprechen Frauen- und Kinderärzte von einer Asphyxie.
Wie wird meinem Baby bei Sauerstoffmangel noch im Kreißsaal geholfen?
Mit normaler Luft beatmen:
Studien haben gezeigt, dass Neugeborene schneller von alleine atmen, wenn sie mir normaler Luft, also Raumluft, und nicht mit reinem Sauerstoff während einer Wiederbelebung (Reanimation) beatmet werden.
Körpertemperatur stabil halten:
Die Körpertemperatur des Babys ist wichtig für seinen Körper und die Stoffwechselprozesse. Im Kreissaal sollte darauf geachtet werden, dass das Neugeborene eine stabile, normale Körpertemperatur hat und nicht überhitzt.
Eine kontrollierte Kühltherapie wird erst nach sorgfältiger Überlegung und Abwägung empfohlen, kann dann jedoch das Risiko einer hypoxisch-ischämischen Enzephalopathie senken. In der Regel werden Babys dabei drei Tage gekühlt und intensivmedizinisch überwacht.
Weiterführende Fachliteratur: AWMF Leitlinie Asphyxie
Dieser Beitrag ersetzt weder einen Arztbesuch, noch stellt er eine Behandlungsempfehlung dar. Er dient lediglich der Information.